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Der Monte Roen thront wie ein massiver Monolith über dem Kalterer See. Die beinahe senkrecht aufragenden Felswände flößen Ehrfurcht ein, fordern aber auch heraus. Und so geben wir dem Wunsch nach, oben auf seinem Gipfel zu stehen, das Panorama zu genießen und anschließend einen der schönsten Trails Südtirols zu fahren – den Monte-Roen-Trail.

Die Gretchenfrage

Unsere Trailtour startet wie zu erwarten erst einmal mit dem Anstieg. Hier haben Biker die Wahl ob sie die vollständigen 1.900 hm selber treten oder wenigstens knapp 900 hm mit der steilsten Standseilbahn auf dem europäischen Festland zurücklegen. Die 1903 in Betrieb genommene Mendelbahn führt von St. Anton bis hinauf zum Mendelpass. Gerade an schönen Wochenendtagen bietet sich die Fahrt mit der Standseilbahn an – einerseits als kulturelles und technisches Highlight, andererseits um den Straßenverkehr zu umgehen. Doch auch bis zur Talstation der Bahn sind gute 300 hm zurückzulegen. Diese vergehen aber dank des Blicks auf die Montiggler Seen und Burgruine Lichtenberg wie im Flug. Auf dem Mendelpass angekommen umfängt uns passtypisches Gewusel. Zahlreiche kleine Geschäfte finden sich hier, Autofahrer, Motorradfahrer, Wanderer und Ausflügler. Wir genießen noch einige Minuten das wilde Treiben, sind dann aber doch froh in die Einsamkeit der Wälder zu verschwinden.

Mountainbiken in Tramin an der Südtiroler Weinstraße © WOM Medien
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Vom Pass aus verläuft die Aufstiegsroute zunächst im Wald immer leicht hinter dem Kamm. Der Sonne ist man dadurch glücklicherweise nicht direkt ausgesetzt, was gerade an den Steilpassagen sehr angenehm ist. Wir passieren die Romeno-Alm und folgen dem Abzweig zur Überetscher Hütte – einer urigen und äußerst freundlich bewirtschafteten Hütte, die uns zur Einkehr einlädt. Von hier aus sind es nur noch wenige Minuten bis zum Gipfel des Roen. Oben angekommen sind wir ziemlich platt, aber auch ziemlich glücklich. Der Blick ist fantastisch. Die Texelgruppe, die Dolomiten und die Brenta liegen zum Greifen nah. Wir könnten noch ewig hier oben stehen und den Ausblick genießen – in jede Richtung finden wir bekannte Berge und erzählen uns Geschichten von Biketouren, die wir dort entweder schon gemacht haben oder gern noch machen würden.

Mountainbiken in Tramin an der Südtiroler Weinstraße © WOM Medien
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Mountainbike Tour am Monte Roen in Tramin © WOM Medien
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Die Texelgruppe, die Dolomiten und die Brenta liegen zum Greifen nah. Wir könnten noch ewig hier oben stehen und den Ausblick genießen.

Hinein ins Vergnügen

Doch wir haben den Anstieg nicht nur wegen der schönen Aussicht auf uns genommen und wegen des guten Gefühls es geschafft zu haben. Nein, wir möchten die knapp 1.900 m Trailvergnügen, die vor uns liegen, in vollen Zügen genießen. Wir queren zum Schwarzen Kopf und von dort äußerst flowig bis zum Wetterkreuz. Von hier aus folgen wir mit einigen Gegenanstiegen einem Forstweg bis zum Grauner Joch und genießen ein letztes Mal auf der Tour das Panorama und die Tiefblicke. Denn da unten liegt der Kalterer See, der uns angenehme Abkühlung verspricht und vor allem liegen dort unten die Weinhänge, an denen so viele schmackhafte Rebsorten wachsen, unter anderem eben auch einheimische wie der Kalterer See. Kaum eine Alpenregion verbindet Bergerlebnis und Genuss so stringent miteinander, wie die Gegend um Tramin und den Kalterer See.

Mountainbike Tour am Monte Roen in Tramin © WOM Medien
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Doch davor steht nun der weitere Trailgenuss auf dem Programm. Nach dem Grauner Joch verschwindet der Monte-Roen-Trail im Wald. Was wir hier finden ist ein Naturtrail der Extraklasse. Konzentration ist gefragt, denn der schmale Pfad schmiegt sich eng an den Berg und fordert uns mit Wurzeln und Felsabsätzen heraus. Immer wieder können wir an Spitzkehren unsere Technik verfeinern und so arbeiten wir uns Höhenmeter für Höhenmeter hinab ins Tal. Mit jedem Meter merken wir, wie es wärmer wird, der lichte Wald sich weiter aufheizt. Wir halten unsere Konzentration und kommen schließlich in Graun an. So richtig wollen wir diesen von Highlights gespickten Tourentag noch nicht beenden und so kommt uns der Buschenschank Lenzenhof gerade recht. Hier können wir endlich Berg und Genuss ideal miteinander kombinieren. Leckeres Essen, ein kühler Kalterer See und der Blick auf das gleichnamige Gewässer sind ein ziemlich gelungener Abschluss für eine äußerst erlebnisreiche Tour mit einem der aussichtsreichsten Bikegipfel, die wir seit langem hatten. Von hier aus rollen wir noch gänzlich hinab ins Tal und vielleicht führen wir den Genuss ja noch weiter, bei einem Glas Gewürztraminer direkt am See.

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