Tramin liegt auf etwa 250 Meter Höhe. Vom Gipfel des Roen auf 2.116 Metern hat man das Gefühl, den Menschen in Tramin direkt auf den Teller spucken zu können. Dazwischen liegen etwa 1.850 Tiefenmeter: Trails!
Text: BIKEKULTUR 2018 / WOM Medien GmbH
Oben am Pass angekommen, staunen wir erst einmal nicht schlecht. Eine Menge los hier: Geschäfte, Hotels, Motorradfahrer und Wanderer. Wir suchen schnell das Weite und finden uns bereits nach drei Minuten abseits des Rummels im Wald.
Die Anzahl der Biker, die alle Anstiege bis zum Roen durchgefahren sind, lasse sich an einer Hand abzählen, sagt unser Gastgeber Armin. Okay – Herausforderung angenommen! Die ersten steilen Schnapper bis zur Romeno-Alm sind noch gut wegzudrücken. Die urige Hütte lädt zum Einkehren ein und bildet einen wunderbar angenehmen Gegensatz zum Rummel am Mendelpass. Mein persönlicher Tipp: die 1,5 Kilometer und 50 Höhenmeter zur Überetscher Hütte noch weiterrollen. Die urige Alpenvereinshütte der Sektion Bozen wird liebevoll von einem jungen Team bewirtschaftet. Es geht einfach und traditionsbewusst zu.
Wir wählen letztlich den steilen, jedoch fahrbaren Weg über die Malga di Romeno. Da knirschen die Zähne der Kettenblätter und Ritzel, die Beinmuskulatur ist bis zum Bersten gespannt und ich fürchte, gleich den Lenker auszureißen. Doch wenn unser Gastgeber Armin und sein Sohn Andi da hochkommen, dann schaffe ich das auch – und wenn ich in den Lenker beiße. Oben angekommen, wirken die Obstplantagen im Tal wie ein riesiger Flickenteppich. Nach Osten sollte man sich nicht zu weit hinauslehnen. Wie mit einem Fallbeil abgeschnitten, stürzt die Felswand fast senkrecht hinab bis nach Tramin. Der Blick in die Dolomiten ist fantastisch. Wir erkennen die alte Strecke der Fleimstalbahn, die als tolle Bike-Route zum Trudener Horn führt. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, ebenso jeder Schweißtropfen bis zum Gipfel. Denn nun beginnt der Abfahrtsspaß!
Leicht wellig führt der Trail zunächst zum Gipfelkreuz und dann schön verspielt mit kurzen Wurzelpassagen, Schotterkehren und kurzen Gegenanstiegen zum Schwarzen Kopf (2.031 Meter). Die von den Locals als „Mutpassage“ bezeichnete Abfahrt zum Gipfelkreuz am Schwarzen Kopf hat es in sich – nur wenige Biker werden sich die steilen, felsigen 50 Tiefenmeter zutrauen. Doch gestandene Enduro-Biker werden ihre Freude haben! Der Weg wird wieder flowiger, bevor es ab dem Wetterkreuz (1.844 Meter) mit weiteren kurzen Gegenanstiegen auf einem Forstweg zum Grauner Joch (1.800 Meter) geht. Nun beginnt der weniger panorama-, dafür umso Enduro-lastigere Teil des Trails. Hier wird nicht geballert, sondern man sollte mit Verstand und Selbstbeherrschung fahren. Der schmale, teils steile Steig hat einiges zu bieten: Wurzeln, Geröll und Stufen. Ein paar Spitzkehren geben dem Ganzen noch die Würze. Ein Trail mit Charakter!
Im weiteren Verlauf queren wir regelmäßig die Schotterstraße, die ebenfalls nach Graun und schließlich weiter nach Tramin führt. Der Trail bietet unglaublich viel Abwechslung: Von flowig bis extrem anspruchsvoll ist alles dabei. Und wen es beruhigt: Es gibt keine stark ausgesetzten Passagen. Fast angekommen, halten wir am Lenzenhof in Graun. Hier gibt es Dolomitenpanorama und Kaiserschmarren.
Region Südtiroler Weinstraße Tramin / Kalterer See Signature Trail Video Tramin
Werde es 2021 mit E-Bike probieren .
Jedenfalls super beschrieben.
Schöner Bericht und eine gute Inspiration für den nächsten Besuch in Kaltern.